Sonntag, 15. Juli 2007

Wieder mal Sonntag, ich habe frei!


CHINESISCHES TUSCHEMALEN



Sonntag ist etwas schönes, keine Behörden, keine Müllabfuhr, keine Postzustellung und keine offenen Läden. Da ist doch immer ein kleines Fenster offen, um meinen vielen Hobbys zu frönen. Und, wenn es ein Sonntag ohne Gäste ist, dann wird da unter Umständen ein ganz großes Fenster daraus. Heute ist so Tag; Garten ohne Gartenarbeit, Garten zum Genießen. Was mache ich? Zum Fotographieren ist es zu hell. Für mein Taiji-Qan ist es eindeutig zu heiß. Meine Reisefotoalben von den letzten drei Gartenreisen nach England, in die Normandie und Holland sind auch noch nicht fertig, aber das ist eine Winterarbeit! Lesen, ich und im Garten lesen? Da kommt eine Hummelkönigin geflogen und streitet mit dem Taubenschwänzchen um einen Blütenkelch, dann entdecke ich ganz hinten eine Tannenmeise, ein seltener Gast in meinem Garten, und wenn mein Blick dann noch auf die Ecke fällt, in der fast immer, wenn ich hinsehe, ein Gierschblatt frech aus dem Glockenblumenpolster herausragt, oh manno, ich bin immer noch bei der ersten Zeile beim Lesen! Buch im Garten, zwecklos, das ist für Regentage das richtige. Aber dann habe ich die Lösung: meine Malutensilien!!! Das geht wunderbar auf dem Gartentisch. Es ist schon ein andächtiges Ritual, wenn der Tisch mit Zeitungspapier abgedeckt wird. Dann wird der Reihe nach die Reispapierrolle gelegt, der Pinselhalter mit den feinen und dickeren Pinseln, die schwarze Tusche, chinesische Aquarellfarben, Wasserbehälter, Specksteinstempel und rote Stempelfarbe u.a. Kleinigkeiten, die zum Chinesischen Tuschemalen unerläßlich sind. Ist alles an seinem Platz, bin ich schon so konzentriert, daß mich zumindest der Giersch nicht reizen kann aufzustehen und zum Zupfen anzufangen. Es ist ja Sonntag!!! Aber klar, der Blick schweift kritisch über den Garten, er bleibt am Phlox hängen, schöne Farben, aber nicht für die chinesische Malerei geeignet. Die Hortensie, ja die schon eher, nein, das ist es auch nicht. Ha, da steht ein Töpfchen mit Gloxinien, heute also Gloxinien. Ich zeige sie Euch gleich, vielleicht auch ein paar ältere Sachen, damit Ihr so seht, was ich treibe, wenn der Giersch, die Brennesseln und Winden bei mir Urlaub haben und ich im Garten meditiere "ommm".


3 Kommentare:

Lis vom Lindenhof hat gesagt…

Wow, ich bin geplättet! Das sieht ja irre gut aus und beneide alle die ein Händchen für die Kunst haben, ich hab es leider nicht!

Jojo hat gesagt…

Ich kann mich mit dem "wow" nur ganzen Herzens und offenstehenden Mundes anschließen. Einfach bewundernswert!!! Auch der Text Deines Eintrages hat etwas sehr poetisches - einfach schöööön!!!
Ich wünsch Dir noch einen herrlichen Sommerabend in Deinem Garten - liebe Grüße von marlene

Sisah hat gesagt…

Wunderschön Deine Tuschebilder!
Da hätte ich doch jetzt erst recht gerne Deinen ja inzwischen leider nicht mehr existenten chinesischen Garten gesehen! Hast Du nicht noch alte Fotos??