Donnerstag, 5. Juli 2007

Gehört die Stockrose zu einem Nomadenvolk?





Stockrosen, Alcea rosea

Alles was mir zum Thema Stockrosen einfällt, gilt eigentlich für alle Zweijährigen. Sie sind fast unentbehrlich im Garten, füllen Blühpausen von Frühjahr zu Sommer, es gibt sie in
allen Farben, Formen und Größen. Einer der stolzesten Vertreter, was die Höhe angeht ist neben der Königskerze (Verbascum) die Stockrose. Sie ist groß, vielseitig, solitär- und hintergrundgeeignet. Die Farben von weiß über rosa, pink, dunkelrot bis zu fast schwarzen Züchtungen paßt in jedes Pastell-Beet. Die Entscheidung prall gefüllte Sorten zu wählen, oder
schlichte Schalenblüten fällt oft schwer. Aber der Standort entscheidet letztlich über alle diese Kriterien und endlich wird der mühsam ergatterte Samen ausgebracht. Wird ? Wurde ! Nie mehr säe ich blauäugig zweijährige aus. Ich kann mich nicht erinnern, daß sie jemals im ersten Jahr ihre Fühler da ausgestreckt hätten, wo ich sie gerne hingehabt hätte. Sollten sie in einem gestaffelten Beet ganz hinten die mittelgroßen Stauden überragen, wie es die Gartenbücher halt so vorsehen, und es optisch richtig ist, so stehen sie garantiert im nächsten Jahr ganz vorne, wo sie sich geschickt in den Übergang vom Beet zum Weg eingekrallt haben und den Gärtner vor die Entscheidung stellen, sie bei dem Versuch des Umsetzens zu zerstören, oder als Banause zu gelten und zuzulassen, daß die Stockrose sich vor das niedere Geranium setzt und nebenbei die Sicht auf die neue Duftrose völlig verdeckt. Ich lasse sie natürlich stehen, mit dem Trost, ist ja sowieso nur ein Jahr. Kaum ist sie am Verblühen, schneide ich sie total ab, um wenigstens die Optik für den zweiten Blütenschub der Rose zu retten. Jeder Profi weiß, was jetzt kommt, da ich die Pflanze gehindert habe Samenstände zu bilden, beschließt ihr Überlebensdrang, daß sie eigentlich gar nicht zweijährig sein muß und im dritten Jahr kommen noch mehr Blütenstiele, als im Jahr davor. Diesmal schlägt der Malvenrost so erbarmungslos zu, daß im unteren Drittel totaler Kahlschlag ist, da freuen sich Geranium und Rose, Licht und Luft, endlich. Ich dagegen habe mich abgefunden, daß die Stockrose macht was sie will und lasse sie in Ruhe ausreifen. Listigerweise beschließe ich, sie selbst aussamen zu lassen, in der Hoffnung, daß meine Stockrose am Standort ja keinen Platz zum Keimen hat, und sie sich sicher freiwillig an den ihr zugedachten Platz zurückziehen wird. Was sie gemacht hat? Sie hat sich auf meine nicht allzu große Terrasse zurückgezogen, ist da letztes Jahr in den Fugen aufgegangen, weil sie ja wußte, ich bringe es nicht über mein Herz sie zu zerstören. Nun blüht sie in einem verführerischen Rot, mannshoch, direkt neben der Stufe in Richtung Wintergarten, wo sonst einer der Gartenstühle steht. Wie gesagt, die Terrasse ist nicht sehr groß und am nächsten Samstag erwarte ich 10 Mann hoch Besuch. Wir werden also die Stockrose mit zu Tisch bitten müssen und noch etwas enger zusammenrücken, als so schon. Gut, daß Vergißmeinicht, Goldlack und andere Zweijährige nicht so ausladend sind, denn wie gesagt, es sind alles Wanderer, nur den Malvenrost, den haben die anderen nicht.

P.S. Im Herbst bekomme ich Samen von einer wunderschönen aprikot Stockrose und vielleicht ergattere ich zusätzlich die ganz dunkle, die mich schon lange anlacht. Was, ich wollte keine Zwei-Jährigen mehr aussäen? "Ach, was schert mich mein Geschwätz von gestern" würde da der Rosenliebhaber K. Andenauer sagen.

4 Kommentare:

Andrea's Garden hat gesagt…

Sehr hübsch, deine Stockrosen. Weisst was mir grad einfällt in Bezug auf eine gefüllte Stockrose, die ich mal teuer kaufte und an eine Stelle pflanzte, wo ICH dachte, dass sie gut aussieht. Sie hat es nie in die Höhe geschafft und nie Samen gebildet. Seltsam oder? Nach 2 Jahren war's das. Dieses Jahr kam nichts mehr von ihr. Ich bin mal gespannt, ob meine aprikotfarbene gefüllte Stockrose bleibt.

Anonym hat gesagt…

Hallo,
gerade habe ich Andrea's garden besucht, da gab es nicht's Neues. Aber was finde ich da, einen link zu Garten Impressionen. Dachte mir, da schau ich mal rein..
Stockrosen, bei uns unter dem Namen Hollyhock (Alcea rosea)bekannt, habe ich auch, eine ganz dunkel blühende Sorte mit riesigen Blättern und sie sieht recht stattlich aus mit einer Höhe von 2.50m. Auf einem Deiner Stockrosen Fotos bemerkte ich einen Blattbefall mit kleinen gelben Flecken. Dieser Befall tritt dieses Jahr auch bei mir im Garten auf. Was könnte das wohl sein??
Gruss aus Toronto, Canada
Gisela

Lis vom Lindenhof hat gesagt…

Obwohl ich auch Stockrosen habe, werde ich wohl nie ein großer Fan von ihnen werden. Vielleicht liegt es an der Farbe die meine haben, vielleicht am Malvenrost, ich weiß es nicht. Da sie aber am Zaun ganz hinten stehen, werde ich ihnen auch weiterhin Asyl gewähren.

Wurzerl hat gesagt…

Hallo Gisela, ich hoffe, ich habe Deine Frage zum Malvenrost als Blognachtrag ausführlich beantwortet.
Ich denke, die Blüten entschädigen uns, so daß man über die kaputten Blätter hinwegsehen kann. Möchtest Du gerne hellere Stockrosen-Samen?
Gruß aus Bayern
Wurzerl